Der Polizeiaufbau in Afghanistan ist das Thema von Dokumenten, die von Wikileaks veröffentlicht wurden. In einem Bericht der US-amerikanischen Botschaft in Kabul an das State Department in Washington wird beschrieben, dass Mitarbeiter der privaten Sicherheitsfirma DynCorp 2009 in einem regionalen Trainingszentrum der afghanischen Polizei in Kunduz eine Party mit afghanischen Polizeirekruten veranstaltet haben, auf der minderjährige Jungen getanzt haben und eventuell missbraucht wurden. Zudem wurden dem Bericht zufolge gemeinsam „Drogen“ konsumiert. Der damalige afghanische Innenminister, Mohamad Atmar, hat versucht über die US-Botschaft die Publikation eines Artikels über die Party bei der Washington Post zu verhindern.
Das regionale Trainingszentrum in Kunduz liegt im Bereich des Regionalkommandos Nord, das von der Bundeswehr kommandiert wird. Deutsche Polizeiausbilder sind auch in Kunduz eingesetzt. Ob sie an der Party teilgenommen haben oder bereits früher davon wussten und wie sie ggf. darauf reagiert haben, ist nicht bekannt. Fest steht jedenfalls, dass die deutschen Polizeiausbilder in Afghanistan häufig mit der privaten Sicherheitsfirma zusammenarbeiten. DynCorp hat seit 2003 von der US-Regierung Aufträge in der Höhe mehrerer Milliarden US$ für Polizeiaufbauprojekte in Afghanistan erhalten, betreibt mehrere Trainingszentren im ganzen Land und hat bereits zehntausende Polizeirekruten „ausgebildet“.
In einem weiteren Dokument der US-Botschaft in Santiago de Chile wird berichtet, der US-Vizepräsident Joe Biden habe bei einem bilateralen Treffen mit Gordon Brown kritisiert, die deutsche Bundesregierung habe beim Polizeiaufbau in Afghanistan versagt: „Germany completely dropped the ball on police training“. Zudem sagte Biden dem Bericht zufolge, dass der Aufbau von Rechtsstaatlichkeit in Afghanistan, in deren Rahmen der Polizeiaufbau stets begründet wird, nicht realistisch sei.
Die Dokumente können unter den folgenden Links eingesehen werden:
http://www.guardian.co.uk/world/us-embassy-cables-documents/213720
http://wikileaks.ch/cable/2009/04/09SANTIAGO324.html
Ein weiterer lesenswerter Artikel dazu findet sich hier: http://blogs.houstonpress.com/hairballs/2010/12/wikileaks_texas_company_helped.php