Nachdem der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) rechtskräftig festgestellt hat, dass die nachträgliche Verlängerung gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstößt, veröffentlichten eine Vielzahl von ExpertInnen den Greifswalder Appell zur Reform der Sicherungsverwahrung.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der internationalen Fachtagung „Kriminologie und Strafrechtswissenschaft zwischen 1950 und 2010“ (13. bis 15. Mai 2010 in Greifswald, anlässlich des 60. Geburtstages von Frieder Dünkel) begrüßen die Entscheidung des EGMR und sprechen sich in dem Appell für eine realistische Chance auf Wiedereingliederung und für eine grundsätzliche Reform der Sicherungsverwahrung aus.
Dem Appell sind politische, strategische, aber auch ganz praktische Vorschläge zu entnehmen, beispielsweise:
„Besonnen und verantwortungsvoll zu handeln“ d.h. laut Appell:
- für die ehemaligen Opfer qualitativ hochwertige, ggf. auch therapeutische Unterstützung bereitzustellen und ihre Ängste in der öffentlichen Diskussion nicht kleinzureden,
- den jetzt kurz vor der Entlassung stehenden Menschen dabei zu helfen, Wohnung und Arbeit zu finden,
- ihnen zumindest für den schwierigen Übergang in die Freiheit (aber bei Bedarf auch langfristig) schnell eine sozialpädagogische oder therapeutische Begleitung anzubieten,
- die jeweils zuständige Führungsaufsicht angemessen für wirkungsvolle Arbeit auszustatten
- sowie Unterstützung und Beratung zu gewähren durch geeignete Stellen bei der Aufnahme neuer vorurteilsfreier Kontakte
Der Appell ist auf der Website der Uni Greifswald herunterzuladen. Dem PDF Dokument können die UnterzeichnerInnen entnommen werden. Bisher unterzeichneten 98 Personen den Greifswalder Appell zur Reform der Sicherungsverwahrung.
http://www.rsf.uni-greifswald.de/duenkel/publikationen/internet/greifswalder-appell.html