Wer zum ersten Mal einen Ladenbesitzer oder eine ältere Dame um Bargeld zu erleichtern versucht, steht oftmals – und insbesondere dann, wenn er ohne den Schutz einer Gruppe arbeitet – unter großer innerer Anspannung. Nicht alle kommen mit den Rollenerwartungen zurecht; widerstreitende Gefühle können den Möchte-Gern-Räubern nur allzu leicht einen Streich spielen. Im besten Fall beginnt ein Akteure zu weinen und kann damit sein Möchte-Nicht-So-Gern-Opfer ebenfalls emotional anrühren. Ein solcher Fall findet sich bei Willem de Haan, On the Emotions of Crime, Punishment, and Social Control (Theoretical Criminology, Vol. 6, No. 3, 243-253; hier: p. 244). DOI: 10.1177/136248060200600301. Ein anderer Fall fand sich am 04.06.2009 auf S. 9 der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: als am 21. Mai 2009 kurz vor Ladenschluss ein Mann mit Baseballschläger im Geschäft von Mohammed Sohail in Garden City, New Jersey, das Geld aus der Kasse des Lebensmittelgeschäfts verlangte und der Ladeninhaber eine Schusswaffe zog,
„brach der verhinderte Räuber in Tränen aus: Er sei arbeitslos und wolle nur seiner notleidenden Familie helfen. „Das war ein erwachsener Mann und er heulte wie ein Baby“, wunderte sich Sohail. Er schenkte dem Mann 40 Dollar und ein Brot. Außerdem nahm er ihm das Versprechen ab, nie wieder einen Laden zu überfallen.“
Übrigens: in beiden Fällen wurde vom Opfer keine Anzeige erstattet und in beiden Fällen schenkte das Opfer dem Täter Geld.
Kennt vielleicht jemand ähnliche Fälle? Gab es nicht vor kurzer Zeit einen Fall von einem betenden Bankräuber, der zusammen mit der von ihm bedrohten Angestellten weinte und betete und ebenfalls versprach, nie wieder so etwas Böses zu tun?
Christian Wickert schreibt
Eine Suchanfrage nach „crying robber“ hat mich zu einem Überwachungsvideo geführt, das scheinbar den im Text beschriebenen weinenden und betenden Räuber zeigt. Das Ganze gibt es auf YouTube zu sehen: http://www.youtube.com/watch?v=Oa8DWK92Sjg
Andreas P. schreibt
Der in dem Video hatte auch handfeste Gründe zum weinen!