Das Jahr 2009 war äußerst produktiv; auf Criminologia wurden insgesamt 336 Beiträge veröffentlicht. Alleine von Mai bis Juli erschienen 153 Beiträge; hierbei erwies sich die Integration des Blogs in das Lehrangebot des Master-Studiengangs Internationale Kriminologie des Instituts für Kriminologische Sozialforschung als echter Glücksgriff.
Aber der Reihe nach …
Januar
Das Jahr begann mit einer traurigen Nachricht: Prof. Dr. Louk Houlsmann verstarb Ende Januar mit 86 Jahren. Sehr viel erfreulicher war der Hinweis auf den Vortrag von Steven Levitt, der erklärt, dass der durchschnittliche Verdienst eines amerikanischen Drogendealers unter dem Mindestlohn liegt.
Februar
Im Februar wurde auf Criminologia erstmalig über den Vertragsentwurf über die Erschwerung des Zugangs zu kinderpornografischen Inhalten im Internet berichtet – ein kontroverses Thema, das noch Gegenstand weiterer Beiträge werden sollte. Der im Februar veröffentlichte Artikel Policing Passion entwickelte sich zu einem der am häufigsten aufgerufenen Beiträge. Ob das Kussverbot auf einem englischen Provinzbahnhof von so weltbewegender Relevanz ist, oder ob das große Interesse vielmehr auf googleaffine Suchbegriffe zurückzuführen ist, sei dahingestellt.
März
Der März stand ganz im Zeichen des Themas Jugendkriminalität. Ausschlaggebend hierfür war zum Einen der Amoklauf von Winnenden, der sich am 11. März ereignete und zum Anderen die Veröffentlichung der Ergebnisse der Repräsentativerhebung von Schülerinnen und Schüler durch das KFN. Vor allem letztgenannte Publikation warf erneut die Frage nach dem Einfluss von Computerspielen auf Jugendgewalt auf.
April
Das Themenfeld Amoklauf, Jugendgewalt und Computerspiele fand auch noch in Beiträgen des Aprils Beachtung. Das Vorhaben der Internetsperren wurde im April ebenfalls thematisiert in Form einer kritischen Zusammenfassung der unterschiedlichen Positionen. Ein eher kurzer Hinweis auf einen in der der Zeit veröffentlichten Artikel zum Leistungsdoping unter Akademikern entpuppte sich zu einem der populärsten Artikel des Jahres 2009. Auch hier ist sicherlich weniger die journalistisch brillante Schreibweise für die Popularität des Artikels verantwortlich, als dass vielmehr die Suchbegriffe „Ritalin“ und „Studenten“ auf die aktuelle gesellschaftliche Relevanz des Themas (Hochschulreform, Leistungsdruck, Wettbewerbsgesellschaft) widerspiegelt.
Mai
Der Mai stellte mit insgesamt 53 Beiträgen den schaffensreichsten Monat des Jahres dar. Aufgrund der fleißigen Mitarbeit von Studierenden des Seminars Kriminalpolitik und Kontrolle am IKS wurde nicht nur die Anzahl der Beiträge sondern auch das Themenspektrum deutlich erweitert. So befassten sich die verschiedenen Beiträge mit spannenden Themen wie der völkerrechtlichen Beurteilung der Folterung von Terrorverdächtigen, der Polizeiarbeit in der Türkei, Verschärfung des Waffenrechtes, Medienkontrolle, Demokratieforschung und (europäische) Einwanderungspolitik.
Juni
Auch für den Juni lässt sich eine ähnliche Themenvielfalt konstatieren. Unter den veröffentlichten Beiträgen finden sich sowohl Dauerbrenner des Jahres 2009 wie Protestbewegung im Iran oder Migrationspolitik der Festung Europa als auch alljährliche Wiederkehrer wie etwa ein Hinweis auf die Veröffentlichung der Polizeilichen Kriminalstatistik. Ein Beitrag über einen Bericht in der FAZ über ein angeblich abhörsicheres Handy, das in Venezuela vertrieben wird, entwickelt sich – Google sei Dank – zu einem der meist gelesensten Beiträge des Jahres.
Juli
Der britische Kriminologe Mike Presdee, der noch im Wintersemester 2008 ein Gastsemester an der Universität Hamburg verbracht hat, erlag am 10. Juli seiner Krankheit. Anfang Juli zog der Criminologia-Blog auf einen neuen und schnelleren Server um, der dem gestiegenen Besucheraufkommen und Zahl der Autorinnen und Autoren gerecht werden kann. Thematisch befassten sich eine Reihe von Beiträgen mit dem internationalen War on Drugs (siehe auch hier). Aus nationaler Sicht konnte über die Zulassung von Diamorphin zur medikamentengestützen Behandlung von Opiatabhängigen berichtet werden. Auch das Thema Jugendgewalt findet erneut Eingang in verschiedenen Postings: zum Einen der Bericht über einen Übergriff jugendlicher Strafgefangener auf einen Mithäftling in der JVA Regis-Breitlingen und zum Anderen ein Beitrag über die brutalen und scheinbar wahllosen Übergriff Schweizer Jugendlicher auf Münchener Passanten. Mit der Verurteilung des Millardenbetrügers Bernard Lawrence Madoff wurde das ansonsten eher stiefmütterlich behandelte Thema der Wirtschaftskriminalität aufgegriffen. Ein Beitrag zu Kindesentführungen und Menschenhandel in China avancierte zu einem der populärsten Artikel des Jahres. Schließlich fand noch das Sommerloch-füllende Thema um die Dienstwagenaffäre der ehemaligen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt noch Erwähnung.
August
Im August versank auch der Criminologia-Blog im Sommerloch und die redaktionelle Arbeit beschränkte sich im Wesentlichen auf Hinweise zu sehenswerten Animations– und Dokumentarfilmen. Hinter den Kulissen wurde jedoch fleißig am neuen Seitendesign gebastelt, das schließlich im August online geschaltet wurde und überwiegend auf eine positive Resonanz stieß.
September
Der September stand ganz im Zeichen der bevorstehenden Bundestagswahl. In einer siebenteiligen Beitragsserie wurden die Wahlprogramme der großen Parteien einem kriminalpolitischen Parteiencheck unterzogen. Neben diesen Analysen nahm die Kundus-Affäre um das von der Deutschen Bundeswehr angeordnete Bombardement eines entführten Tanklasters in Afghanistan ihren Anfang. Auch der gewaltsame Tod eines couragierten Fahrgastes der Münchener U-Bahn, der zuvor Jugendliche vor einem Angriff durch gleichaltrige Schläger bewahrt hatte, fand Beachtung in einem Posting.
Oktober
Im Oktober wurde ein neues Feature auf dem Criminologia-Blog vorgestellt: mittels einer Zeitleiste können die Lebensdaten bedeutender Kriminologen und Strafrechtswissenschaftler abgebildet werden. Seit der Installation dieser Funktion sind bislang die Lebensdaten von knapp 30 Personen einsehbar. Mit einer kriminologischen Inventur im Apples iTunes-Store wurde einer der bis dato aufwändigsten Beiträge veröffentlicht. Das Posting erhielt aber leider nicht die gewünschte Aufmerksamkeit, was zweierlei Schlüsse zuließe: Kriminologen besitzen kein iPhone, iPhone-Besitzer interessieren sich nicht für Kriminologie.
November
Am 23.11.2009 feierte der Criminologia-Blog sein zweijähriges Bestehen. Anlässlich des Jahrestages wurde eine Linkliste mit weit über 100 Verweisen zu kriminologisch relevanten Webseiten online gestellt. Ein Hinweis auf ein kriminalpolitisch vollkommen belangloses Gewaltverbrechen in Russland, das unter der bewusst reißerisch gewählten Überschrift Qualitätsjournalismus: von russischen Kannibalen und brustkrebsleckenden Popidolen veröffentlicht wird, wird von einem populären Blog verlinkt und entwickelt sich so vollkommen unerwartet zu dem mit Abstand beliebtesten Artikel. Der Besucheransturm führt zu einem zeitweisen Ausfall des Servers.
Dezember
Anfang Dezember machen zwei aus der JVA Aachen ausgebrochene Schwerverbrecher Schlagzeilen. Ihr kurzer Ausflug in die Freiheit wird in einem Beitrag kommentiert. Sowohl die Kundus-Affäre als auch die kriminalpolitische Ausrichtung der neuen Bundesregierung wird zum Jahresende noch einmal aufgegriffen. Dank der Piratenpartei sind wir über die Abmahnpraxis der Content-Industrie informiert und dank Springer-Presse über aktuelle Haftzahlen im BILDe. Ansonsten endet das Jahr 2009 verhältnismäßig ruhig und beschaulich.
Fazit
Diese kleine Auswahl an veröffentlichten Beiträgen zeigt sehr anschaulich, welches große Themenspektrum durch den Criminologia-Blog abgedeckt wird. Diese Themenvielfalt bedingt allerdings auch, dass manches berichtenswerte Thema unerwähnt bleibt (z.B. zuletzt EuGH-Urteil zur nachträglichen Sicherungsverwahrung). Aber schließlich kann es auch nicht der Anspruch eines nicht-kommerziellen Internetangebotes sein, dass alle kriminal- und sicherheitspolitische Themen abgebildet werden.
Entsprechend kann für das vergangene Jahr eine durchweg positive Resonanz gezogen werden: die Beiträge stellen eine gute Mischung aus Fachbeiträgen, Kommentaren und Meinungen sowie kurzweiligen, z.T. amüsanten Hinweisen zu unterschiedlichsten Themen dar. Darüber hinaus konnte ein kleines Forum für alle an Kriminologie interessierte Personen geschaffen werden über das Buchtipps und Veranstaltungshinweise verbreitet werden können.
Mein Wunsch ist, diese Arbeit in 2010 in dieser Form fortzuführen und zusätzlich die redaktionellen (statisch verlinkten) Angebote sukzessive weiter auszubauen.
Zu guter Letzt möchte ich allen Leserinnen und Lesern für Ihr Interesse am Criminologia-Blog danken und wünsche allen Besucherinnen und Besuchern ein frohes und gesundes Jahr 2010.
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