Derzeit dreht ein Video, das verurteilte Sexualstraftäter bei der Aufführung eines „Offenbarungstanzes“ – dem Sex Offender Shuffle – zeigt, die Runden durch die Blogspähre.
Die Persiflage auf Aufklärungsfilme der amerikanischen Polizeibehörden entstammt der Feder von Scott Gairdner und kratzt scharf an der Grenze des guten Geschmacks.
Aber wie jede Persiflage so hat auch der Sex Offender Shuffle einen ernsten Hintergrund: Als Reaktion auf die Vergewaltigung und Ermordung der damals siebenjährigen Megan Kanka in New Jersey wurde ein neues Gesetz – Jacob Wetterling Crimes Against Children and Sexually Violent Offender Registration Act – verabschiedet, das informell auch als Megan’s Law bezeichnet wird. Durch dieses Gesetz werden alle Bundesstaaten verpflichtet, Namen, Photo, Anschrift, Deliktsart und Haftdatum aller verurteilten Sexualstraftäter zu registrieren. Die Löschfrist für die Einträge beträgt mindestens 10 Jahre. Neben dieser sexual offender registration sieht Megan’s Law eine community notification vor. Viele Bundesstaaten bieten einen Online-Zugriff auf die Sexualstraftäter-Register (hier findet sich beispielsweise die kalifornische Sexualstraftäterdatei). Verurteilte Sexualstraftäter haben sich regelmäßig bei den Polizeibehörden zu melden und beispielsweise Adressänderungen unverzüglich bekannt zu geben. Was nach deutschem Rechtsverständnis keinesfalls mit dem Grundsatz der Resozialisierung und dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung zu vereinbaren wäre, beruht auf dem Kalkül, dass nur eine informierte Öffentlichkeit Schutz vor rückfallgefährdeten Sexualstraftätern bietet.
Allerdings ist Megan’s Law auch in den USA keineswegs unumstritten.
Eine in 2008 veröffentlichte Evaluationsstudie (Megan’s Law: Assessing the Practical and Monetary Efficacy) kommt zu dem Fazit, dass das Gesetz keinen erkennbaren Einfluss auf die Zahl der registrierten Sexualstraftaten oder Zahl der Verbrechensopfer habe. So wären weder ein Rückgang von Wiederholungstaten zu verzeichnen noch eine abschreckende Wirkung hinsichtlich polizeilich bislang unbekannter Täter erkennbar. Indes hätte sich die Haftdauer für Sexualvergehen nahezu verdoppelt und derlei Haftstrafen würden signifikant seltener zur Bewährung ausgesetzt.
- Megan’s Law has no effect on community tenure (i.e., time to first re-arrest).
- Megan’s Law showed no demonstrable effect in reducing sexual re-offenses.
- Megan’s Law has no effect on the type of sexual re-offense or first time sexual offense (still largely child molestation/incest).
- Megan’s Law has no effect on reducing the number of victims involved in sexual offenses.
- Sentences received prior to Megan’s Law were nearly twice as long as those received after Megan’s Law was passed, but time served was approximately the same.
- Significantly fewer sexual offenders have been paroled after the implementation of Megan’s Law than before (this is largely due to changes in sentencing).
- Costs associated with the initial implementation as well as ongoing expenditures continue to grow over time. Start up costs totaled $555,565 and current costs (in 2007) totaled approximately 3.9 million dollars for the responding counties.
Angesichts dieser Evaluationsergebnisse kommen die Studienautoren zu dem Schluss:
Given the lack of demonstrated effect of Megan’s Law on sexual offenses, the growing costs may not be justifiable.
Kommentare der Macher des nachstehenden Videos sucht man auf deren offiziellen Webseite leider vergeblich, so dass man über die gesellschaftskritische Intention des Sex Offender Shuffle nur spekulieren kann:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=VfCYZ3pks48[/youtube]We were bad, but now we’re good, we’re moving into your neighborhood. You know we’re trying our best to be functioning members of society. We’re not here to start no trouble, we’re legally required to do the “Sex Offender Shuffle“….