In diesen Tagen kann man in den verschiedenen Medien, egal ob gedruckt, im Internet oder im Fernsehen, verwirrende und zugleich enttäuschende Berichte über die einst so gefeierte und mit großen Ambitionen initiierte UNO sehen, hören und lesen. Spiegel und Co. berichten von Gaddafis Hassrede, Ahmadinedschads Holocaust-Lüge und Netanjahus Auftritt. Auch Obama hat gesprochen und angeblich eine neue Ära eingeleitet, denn die „neue“ USA will mit den anderen Staaten dieser Welt zusammenarbeiten und nicht mehr im Alleingang für die Untaten verantwortlich sein.
Die vielen Artikel berichten von den unmöglichen Auftritten der bösen Jungs (Gaddafi und Ahmadinedschad), sie kritisieren den Inhalt der Reden und berichten stolz, dass viele Delegierte, unter anderem auch die deutsche, den Saal verlassen haben.
Gaddafi hat in seiner 90-minütigen Rede unter anderem behauptet die UNO sei undemokratisch und er fordere mehr Mitspracherecht für kleinere Staaten, vor allem aber für Afrika. Die Reaktion der guten Jungs –> sie verlassen den Saal. Meiner Meinung nach ein merkwürdiges Zeichen der Akzeptanz und Gleichberechtigung. Vielmehr haben die Vertreter der westlichen Staaten mit ihrer Reaktion den Diktator aus Libyen eher bestätigt. Denn in der UNO ist genau wie in allen anderen Internationalen Foren nur Platz für diejenigen, die sich an die hegemoniale Logik und Norm des weißen Mannes anpassen. Doch ist das unser Verständnis von Demokratie und Gleichberechtigung?
Ahmadinedschad nannte das Vorgehen gegen die Palästinenser „Völkermord,“ viele andere Kritiker tun dies auch, aber in der Vollversammlung der UNO ist dies anscheinend nicht möglich. Denn die Reaktion des weißen Mannes ist –> er steht auf und geht. Unangenehme Wahrheiten oder andere Sichtweisen auf Geschehnisse werden einfach nicht akzeptiert. Doch wie soll ein gemeinsames Regieren (Vorschlag der „neuen“ USA) möglich sein, wenn der Ausschluss von unerwünschten Parteien vorprogrammiert ist?
Ahmadinedschad prangerte zudem jene an, „die mehrere tausend Kilometer vom Nahen Osten entfernt sind“ und ihre Truppen in die Region sendeten, „um Krieg, Blutvergießen und Terror zu verbreiten“. Wenn Obamas Rede über eine neue Ära nicht eine weitere nutzlose Lüge ist, dann muss es auch möglich sein, solche unangenehmen „Wahrheiten“ zu ertragen. Doch der weiße Mann erträgt dies nicht, er verlässt den Saal.
Die Rede des Israelischen Ministerpräsidenten zeigt eindeutig diese Logik. Er fordert die Delegierten auf, sie müssten sich entscheiden: „Steht ihr an der Seite Israels oder der Terroristen?“ Schwarz oder Weiß, für uns oder gegen uns – das ist die Situation in der heutigen UNO und somit auch auf der Bühne der Weltpolitik. Der viel kritisierte Ex-Präsident der USA machte wenigstens keinen Hehl daraus, er stand zu seiner Denkart. Obama und viele, viele andere Führer hingegen rühmen sich mit ihrem westlichen Liberalismus, ihrer Demokratie und Offenheit. Sie zelebrieren jedoch Tag für Tag das genaue Gegenteil. So wird aus jedem Araber, der nicht für Israel ist, automatisch ein Terrorist. Da ist es dann auch nicht mehr wunderlich, dass der Krieg im Gaza-Streifen, aus Sicht von Nethanjahu, nicht mit einem Völkermord zu vergleichen ist sondern mit dem Kampf der Alliierten gegen die Nazis. An dieser Stelle hat übrigens keiner der arabischen Delegierten den Saal verlassen.
Die UNO ist ein Produkt des weißen Mannes, zum Schutz seiner Interessen. Dies wird nicht nur an Tagen wie diesen, wo jeder Blinde das undemokratische Protokoll erkennt, deutlich, sondern ist auch in seiner Grundstruktur manifestiert. Der Sicherheitsrat, das Vetorecht der fünf Großmächte und viele andere Punkte sind weder zeitgemäß noch zweckmäßig. Der Grundgedanke der Vereinten Nationen ist richtig, doch die Ausführung ist katastrophal.
Eine neue Ära, wie sie von Präsident Obama versprochen worden ist, kann nur beginnen, wenn die westlichen Staaten ihre hegemonialen Ansprüche aufgeben und eine offene Politik beginnen, die auf Toleranz, Gleichberechtigung und Solidarität aufbaut, welche jedem Volk, jedem Staat und jedem einzelnen Menschen auf der Erde ohne Vorbedingungen gewährt wird. Alles andere ist lediglich eine Fortsetzung der momentanen Situation und somit nichts als wenig amüsantes Polittheater.
Hier kann man durchaus Rosa Luxemburg aus dem Schrank holen und sagen, daß hier die Meinung des Andersdenkenden geäußert wird, die zu respektieren sei. Wenn man weniger höflich ist, könnte man es auch als totalen Quatsch oder Hetze bezeichnen. Völkermord im Gazastreifen. Gaddafi ernstnehmen. Den Holocaustleugnern ein bißchen tolerieren, um der hegemonialen Logik zu entkommen. Klar. Spitzenideen. Ist das die neue Ära der kritischen Kriminologie? Hat Obama die versprochen?
@Mutter
Ich denke, dass wahre Offenheit und Toleranz das fundament der kritischen Kriminologie ist und dazu gehört auch der Respekt vor Andersdenkenden, egal was sie denken oder wer dies tut. Ansonsten wären Forderungen wie die Abschaffung des Strafrechts oder des Justitzappartes, wie sie von Kriminologen der ersten Stunde(L. Houlsmann oder N. Christie)gefordert wurden nicht möglich gewesen. Ich fordere in meinem beitrag keineswegs dazu auf, Gaddafi ernstzunehmen sondern kritisiere lediglich das respektlose Verhalten der westlichen Mächte. Es geht auch nicht um ein „bißchen“ Toleranz sondern um echte Offenheit. Wenn Andersdenkende Gruppen oder Personen kategorisch ausgeschlossen werden kann kein Dialog zwischen den Völkern entstehen und das ist meiner Meinung nach der Grund wieso es die UNO gibt. Wenn unsere globalen Konflikte und Probleme gelößt werden sollen muss es Raum für jede Meinung und jede Kritik geben. Erst wenn wir es schaffen einen offenen Dialog zu ermöglichen, ohne jegliche Vorbedingungen, kann es zu einem vernünftigen Konsens kommen. Alles andere führt zu immer weiteren Diskriminierungen und künstlichen Kategorien der Exklusion. Die Folgen dieser Vorgehensweise sind im täglichen Leben spürbar und zahlreich vorhanden.
Au contraire, da liegt ein Irrtum vor. Ideologiekritik und Klassenkampf sind die Wurzeln der kritischen Kriminologie, Offenheit und Toleranz sind das Fundament der grünen Partei, der Anthroposophen und der Manson-Familie.
die uno ist das beste was es gibt, verdammte verschwörungstheoretiker, ohne die UNO gäbe es wieder nen weltkrieg.