Neben den USA und China ist der Iran das Land mit der größten Zahl an Bloggern. Dies hat unter anderem einen entscheidenden Grund:
Viele Iraner schreiben ihre Gedanken in Blogs nieder und tauschen sich aus, da im öffentlichen Leben sehr stark reglementiert ist, wozu man sich äußern darf und wozu nicht. Auf Homosexualität beispielsweise steht die Todesstrafe und so begeben sich viele in die virtuelle Welt des Bloggens, da dort die Vorschriften der iranischen Regierung zum Teil ihre Gültigkeit verlieren und sie offen ausleben und denken dürfen, was sie wollen. Rein theoretisch, wie es scheint. Diese Freiheit nämlich scheint nun auch mehr und mehr in Gefahr zu sein, weil
die Regierung nach Kräften [versucht], die aufkeimende Blogosphäre zu ersticken. Derzeit ist sogar geplant, die Todesstrafe für die Betreiber von Websites einzuführen, die ‚illegale Aktivitäten‘ propagieren. Offiziellen Angaben zufolge hat der Staat bislang insgesamt fünf Millionen Websites sperren lassen. Auch zu Festnahmen kommt es immer wieder.
Zudem wurde letzte Woche die Social-Networking Plattform Facebook gesperrt – angenommen wird, dass der Hintergrund für diese Aktion in der Präsidentschaftswahl begründet liegt. Die Präsidentschaftskandiaten nutzen die Plattform auch zum Wahlkampf und die gemäßigten Kandidaten Mir-Hossein Mousavi und Mehdi Karroubi haben deutlich mehr Unterstützer als die konservativen Gegenkandidaten. In dieser Woche wurde Facebook ohne jegliche Begründung (wie bei der Sperrung) wieder freigeschaltet.
Die Blogger wissen bereits, dass sie auch im Internet vorsichtig sein müssen, vor allem dann, wenn es um politische Themen geht. Bloggen geschieht schon längst unter den Augen des Regimes.
(Quelle: Welt-Online)
Reza schreibt
Ich war selbst vor kurzem da. Trotz der sehr langsamen Internet Geschwindigkeit bloggen die Iraner was das Zeug hält.
Sie wissen wie man die Filter umgehen kann und benutzen hierfür tools aus dem Internet. Eine echte Zensur des Internet ist einfach nicht möglich.
Die Regierung streubt sich gegen die Modernisierung von Internetleitungen und vergibt höhere Geschwindigkeiten nur an ausgewählte Firmen und staatlichen Stellen.
Wer wirklich wissen will was die Iraner denken sollte sich die Blogs durchlesen. Er wird erfahren, dass Ahmadinejad mit seinen Äußerungen eben nicht die Meinung des Volkes wiederspiegelt.
Ich erinnere nur an eine Serie die im iranischen Fernsehen ausgestrahlt wird indem die Verfolgung der Juden sehr deutlich zum Ausdruck kommt. Fazit: Ahmadinejad steht mit seiner Meinung so allein dar wie eine Oase in der Wüste
Martin schreibt
Die Bundeszentrale für politische Bildung bietet jetzt auch Deutschen einen Einblick in die iranische Blog-Landschaft. Vor und nach der Präsidentschaftswahl berichtet Nasrin Alavi zwei Mal wöchentlich über die offiziellen Medien sowie die iranischen Blogs.
http://www.bpb.de/themen/SGJG68,0,Wahlen_in_Iran.html