Welche Auswirkungen hat die Finanzkrise für die Entwicklungsländer? Die Staaten, welche den geringsten Teil dazu beigetragen haben, dass die Welt in eine derartige Lage kommt, sind am stärksten davon betroffen:
- Der Export aus Entwicklungsländern in Industrienationen wird voraussichtlich stark rückläufig. Auch Justin Lin, der erste Chefvolkswirt der Weltbank aus einem Entwicklungsland, prognostiziert diese Entwicklung: „Für das nächste Jahr erwarten wir – zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg – dass der weltweite Handel abnehmen wird.“
- Auch die ausländischen Investitionen werden sinken. Auf Grund des sinkenden Kapitals werden die Anleger immer stärker verunsichert, Geld in internationale Geschäfte zu investieren. Im Vordergrund steht nun die Sicherung und Unterstützung der eigenen Märkte und Unternehmen.
- Ebenso sind die rückläufigen Touristenzahlen an den schönen Stränden Kenias, Kolumbiens oder Thailands eine bedeutende und nicht zu unterschätzende Folge der Finanzkrise. Die sinkende Urlauberrate bedeutet gleichzeitig enorme Einkommenseinbußen für die teilweise ausschließlich vom Tourismus lebende Bevölkerung.
- Last but not least rücken dadurch auch die Milleniumsziele in immer weitere Ferne. Die fehlenden Investitionen aus dem Ausland und die sinkenden Exportraten werden dazu führen, dass wieder deutlich mehr Menschen in absoluter Armut leben. Lin beschreibt deinen Rückgang des Wirtschaftswachstums von 7.5 auf 4.5 Prozent: „Jedes Prozent weniger Wachstum bedeutet, dass 20 Millionen Menschen die Chance verlieren, sich aus der Armut zu befreien“. Um die Milleniumsziele zu verwirklichen, sind die Entwicklungsländer von einer starken Marktwirtschaft der westlichen Welt abhängig.
Für Ende Juni 2009 ist eine UN-Konferenz rund um die Finanzkrise und deren Folgen in New York geplant. Es ist zu erwarten, dass UN-Generalsekretär Ban-Ki Moon von den G-20-Staaten (von insgesamt 192 Staaten der UN) dort ein Konjunkturpaket für die Entwicklungsländer fordert:
Wollen wir jetzt auch noch an Entwicklungshilfe sparen, die insgesamt 100 Milliarden Dollar ausmacht, während die reichen Länder Billionen mobilisieren, um ihre Finanzprobleme in den Griff zu bekommen?
Dabei stellt sich jedoch die Frage, woher die Finanzmittel genommen werden sollen. Sind die Industrienationen trotz einer Krise in der Lage, ihre gesetzten Ziele weiterhin zu verfolgen oder würde dies einen Niedergang des Kapitalmarktes bedeuten? Diese Diskussion führt u. a. auch zu folgender Debatte: Darf / Soll die Wirtschaft der Industrieländer auf Kosten der Menschen in den Entwicklungsländern gerettet werden? Sollen Industrienationen auf Rettungspakete verzichten, um den Menschen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa aus der Armut zu helfen? Welche Auswirkungen würde dies für die Zukunft der Globalen Welt bedeuten?
Zumindest die Frage, wie den Entwicklungsländern aus der Krise geholfen werden könnte, soll Ende Juni in New York beraten werden. Wichtig ist dabei, dass die Industrieländer gemeinsam handeln und aus dem Blickwinkel der Globalisierung agieren. Zukunftsinnovationen sind bspw. das International Panel on Systemic Risks in the Global Economy, worin Risiken wie z. B. Pandemien oder Nahrungsmittelknappheit und deren globale Folgen analysiert werden. Außerdem werden Vorschläge zur Errichtung einer „Kredit-Faszilität zur kurzfristigen Mobilisierung von zusätzlichen Geldern für Entwicklungsländer, die Schaffung eines weltweiten Reservesystems oder die Einrichtung eines globalen Wirtschaftsrats unter dem Dach der UN“ angesprochen.
Weiterhin bleibt fraglich, wie die Konferenz in New York ausgehen wird. Fakt ist jedoch, dass die 172 Nicht-G-20-Staaten ein Mitspracherecht erhalten müssen, um an den Entscheidungen über die Zukunft ihrer Länder teilhaben zu können.
Quellen: Das Parlament; Zeit Online; Deutsche Welle