Auf der Webseite E-L-I-S-E gibt es eine umfangreiche Sammlung von Bildern des französischen Kriminalisten und Anthropologen Alphonse Bertillon (1853–1914) zu sehen, die einen Klick und Blick wert ist.
Bertillon entwickelte an der Pariser Polizeipräfektur ein anthropometrische System zur Personenidentifizierung (das später zu seinen Ehren als Bertillonage in die Literatur einging). Das System sollte es der Polizei ermöglichen, Wiederholungstäter zu identifizieren.
Bertillon war davon überzeugt, eine eindeutige Identifizierung von Straftätern über die akribische Vermessung verschiedener Körperteile und -proportionen gewährleisten zu können. Zu diesem Zweck vermaß er ab 1879 (im Übrigen drei Jahre nach der Veröffentlichung von Lombrosos L´Uomo delinquente) hunderte Tatverdächtige und notierte u.a. folgende Körpermerkmale auf Dateikarten: Körperlänge, Armspannweite, Sitzhöhe, Kopflänge, Kopfbreite, Länge des rechten Ohres, Breite des rechten Ohres (später Jochbeinbreite), Länge des linken Fußes, Länge des linken Mittel- und Kleinfingers und Länge des linken Unterarmes.
Obwohl Bertillon auf Grundlage seiner Datensammlung tatsächlich eine Vielzahl von Tatverdächtigen identifizieren konnte, erwies sich das bertillonsche System als zu komplex und fehleranfällig.
Die zur Jahrhundertwende aufkommende Daktyloskopie löste zu Beginn des 20. Jahrhunderts die erst wenige Jahre zuvor eingeführte Bertillonage ab. Nachdem der Engländer Francis Galton ein mathematisches System zur Klassifizierung von Fingerabdrücken entwickelt hatte, wurde die Daktyloskopie zur Personenidentifizierung in Europa zunächst 1901 in England und schließlich1914 auch in Bertillons Heimatland eingeführt.
Obwohl das bertillonsche System sich nicht dauerhaft durchsetzen konnte, werden einige der von Bertillon eingeführten Identifizierungsmerkmale bis heute von der Polizei verwendet. Hierzu zählen die sog. unveränderlichen Kennzeichen wie Tätowierungen und Narben aber auch das Fotografieren von Frontal- und Seitenansicht eines Tatverdächtigen (sog. mug shot).
Als erster Kriminalist setze Bertillon auf den systematischen Einsatz des noch relativ jungen Mediums der Fotografie bei der forensischen Ermittlungstätigkeit. Er schlug sowohl die fotografische Erfassung des Tatortes vor Aufnahme von Ermittlungstätigkeiten, als auch die Verwendung eines Maßstabes zur Größenbestimmung von Räumen und Objekten auf Fotos vor.
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