Vor wenigen Tagen haben Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und der Vorsitzende der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder, der Innenminister des Landes Brandenburg, Jörg Schönbohm in Berlin die polizeiliche Kriminalstatistik 2007 vorgestellt.
In der PKS 2007 ist ein Rückgang der polizeilich registrierten Kriminalität um 0,3% verzeichnet. Mit einer Aufklärungsquote von 55% wird annähernd der beste je erzielte Wert aus dem Vorjahr (50,4%) erreicht.
Bei der Vorstellung der Hellfeldstatistik galt dem Bereich der Jugendkriminalität besondere Aufmerksamkeit. Zwar sei ein Rückgang der Gesamtzahl der jugendlichen Tatverdächtigen im Alter von 14 bis 18 Jahren zu verzeichnen, aber
im Bereich der Gewaltkriminalität Jugendlicher ist mit einem Plus von 4,9 % ein verstärkter Anstieg zu verzeichnen. Besonders auffällig ist mit 6,3 % der Anstieg bei der gefährlichen und schweren Körperverletzung. Auch die Gewaltkriminalität weiblicher Jugendlicher hat im Jahresvergleich um 4,9 % zugenommen.
Einschränkend räumte Wolfgang Schäuble ein, dass dieser verzeichnete Anstieg auch der gesteigerten Anzeigebereitschaft geschuldet sei.
Die komplette Pressemitteilung des Bundesinnenministeriums und die PKS 2007 im PDF-Format sind hier erhältlich.
In einem Kommentar zur Veröffentlichung der PKS 2007 in der Neuen Rheinischen Zeitungen ordnet Klaus Jünschke die vorgestellten Entwicklungen in einen aktuellen, gesamtgesellschaftlichen Kontext (Wahlkampf in Hessen, Thema Jugendgewalt in den Medien nach dem Übergriff jugendlicher Gewalttäter in der Münchener U-Bahn, Integrationspolitik etc.).
Nicht ganz aktuell, aber in diesem Kontext sehr lesenswert, ist der Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Heinz: „Wie bedrohlich ist die Jugendkriminalität? Die wirkliche Situation hinter der Medienkampagne zur Inneren Sicherheit“ (pdf).
MountainKing schreibt
Vielen Dank für den Link zu diesem Vortrag, der auch noch einen Verweis zum ebenfalls sehr lesenswerten Gutachten von Wiebke Steffen zum Präventionstag enthielt.
Besonders bemerkenswert finde ich immer den Vergleich zwischen der gefühlten Kriminalität und der tatsächlichen Entwicklung in der Statistik. Die Diskrepanz scheint mir nicht zufällig immer größer zu sein, je mehr in den Medien darüber berichtet wurde, speziell bei Sexualmord: „gefühlte“ 259% Zunahme gegenüber einer tatsächlichen Abnahme von 38%.