Weltweit lernen Studenten der Soziologie spätestens im 2. Semester das nach William Isaac und Dorothy Swaine Thomas benannte Thomas-Theorem: „Wenn die Menschen Situationen als real definieren, so sind auch ihre Folgen real“.
Heute sollte es wahrscheinlich korrekterweise heißen: „Wenn die Menschen das Internet Situationen als real definierent, so sind auch ihre Folgen real“.
So ähnlich ist es zumindest in einer Zeitungsmeldung nachzulesen: In einer gefälschten Annonce im amerikanischen Online-Anzeigenblatt „Craiglist“, gab ein Hausbesitzer aus Oregon vermeintlich bekannt, seinen gesamten Besitz aufgrund eines erforderlichen Wegzuges verschenken zu wollen.
Zufällig entdeckte er auf dem Heimweg zu seinem Haus Teile seines Hab und Guts auf ihm entgegenkommenden Autos verladen. Zu Hause angekommen, fanden sich sich immer noch ca. 30 Personen vor Ort, die das Haus und die Scheune nach verwertbaren Gegenständen durchsuchten. Die Hinweise des Hausbesitzers, bei der Anzeige handele es sich um einen schlechten Scherz, konnten den Eifer der Anwesenden nicht stoppen –
The trespassers, armed with printouts of the ad, tried to brush him off. „They honestly thought that because it appeared on the Internet it was true,“ Salisbury said.
Soweit zum Verbotsirrtum in Zeiten des Thomas Theorem 2.0 – wahrscheinlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Soziologie-Lehrbücher umgeschrieben werden müssen.
[Nachtrag vom 03.04.2006: Hier ist zu nachzulesen, dass die Initiatoren der gefälschten Anzeige von der Polizei ermittelt und verhaftet wurden. Anscheinend wollten die beiden Beschuldigten einen zuvor durchgeführten Einbruch in das Anwesen verschleiern.]
Bobby schreibt
ist doch ein wunderbarer beleg für das theorem 🙂