Sexualtäter, die ihre Strafen bis zu Ende verbüßen („Endstrafer“), weil man sie nicht vorzeitig auf Bewährung aus der Haft entlässt, werden in Kanada im Rahmen des COSA Projekts bei ihrer Wiedereingliederung und in ihrem Bemühen der Rückfallvermeidung wirkungsvoll unterstützt. Ihre Rückfälligkeit war mit 5% deutlicher geringer als diejenige einer Kontrollgruppe (17%); auch waren die Sexualdelikte von geringerer Schwere als diejenigen der Kontrollgruppe.
COSA steht für Circles of Support and Accountability. Es gibt einen „Kreis“ von 4-7 ausgebildeten Freiwilligen, die Kontakt mit dem jeweiligen Haftentlassenen pflegen und ihm dabei helfen, schriftlich festgelegte Regeln einzuhalten – aber auch dabei, wieder Fuß zu fassen. Die Arbeit dieser Unterstützungs- und Verantwortlichkeits-Kreise wird von kommunalen Einrichtungen und Behandlern wie z.B. PsychologInnen, gelegentlich auch BewährungshelferInnen, der Polizei und den Gerichten unterstützt.
Das Programm ist hochgradig strukturiert. Die Freiwilligen werden gut ausgebildet. Es existiert ein detailliertes Handbuch (Manual). Es gibt klare Regeln über die Art und Weise der Supervision. Das Programm ist geeignet, die Rückfälligkeit von Sexualtätern „dramatisch“ (weiter) zu reduzieren.
Quelle:
Wilson, Robin J., Janice E. Picheca, Michelle Prinzo (2007) Evaluating the Effectiveness of Professionally-Facilitated Volunteerism in t he Community-Based Management of High-Risk Sexual Offenders: Part Two – A Comparison of Recidivism Rates. The Howard Journal, 46 (4): 327-337.
Interessant, aber wie muss ich mir das vorstellen? Sind die Freiwilligen dann ehrenamtlich beschäftigt und fungieren dann als „sehr günstige“ Sozialarbeiter? Das Konzept der Einbettung des Delinquenten in ein Umfeld der sozialen Kontrolle und Unterstützung scheint ja recht einleuchtend, so einleuchtend sogar, dass ich mich frage, ob es in dieser Form nicht bereits vorher gab?!