Vor zehn Jahren fand die erste gemeinsame Tagung der deutschsprachigen ethnographischen Bildungs- und Sozialforschung statt. Seither sind die alle zwei Jahre stattfindenden Zusammenkünfte nicht nur internationaler geworden, sondern es ist Zeit für eine erneute methodologische Reflexion des Verhältnisses von ethnographischer Bildungsforschung und pädagogischer Praxis sowie der Entwicklung aktueller Handlungsfelder. Die Hildesheimer Tagung wird daher in Keynotes Fragen der Generierung empirischer Forschungsfelder, der Haltung zum Feld und der Positionierung im Feld sowie die Eigenart und Standards ethnographischer Analysen und Beschreibungen reflektieren. Darüber wird in Parallel Sessions zum einen die Entwicklung ethnographischer Forschung in pädagogischen und sozialen Handlungsfeldern exemplarisch verfolgt, zum anderen werden in Forschungsforen und Poster-Präsentationen aktuelle Forschungsprojekte vorgestellt werden.
Die Hildesheimer Tagung widmet sich folgenden Themenschwerpunkten:
Praxis und Feld:
- Wie erfolgen die Konstruktion und Identifikation ethnographischer Forschungsfelder und Untersuchungsgegenstände? Welche Felder werden wie zum Gegenstand gemacht? Werden Logiken der Praxis rekonstruiert oder empirische Felder konstruiert?
- Wie verhält sich die Praxis der ethnographischen Bildungs- und Sozialforschung zur Praxis pädagogischer und sozialer Arbeit? Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten bestehen zwischen ihnen?
- Wie wird ethnographische Forschung erlernt? Welche Standards und Grundprämissen gelten und inwiefern findet gerade über die Eingewöhnung in die Praxis des ethnographischen Beschreibens eine Professionalisierung statt? Wie professionell ist ethnographische Bildungsforschung (Wissenschaftliche Standards, Berufliches Ethos, Legitimation und Mandat)?
Position und Perspektive:
- Welchen moralischen Ansprüchen folgen Feldforschung und Beschreibung? Inwiefern hat das Untersuchungsfeld einen Eigenwert und verlangt Respekt ab? Inwiefern wird während des Forschungs- und Schreibprozesses die Differenz zwischen ethnographischer Analyse und empirischem Feld aufrechterhalten?
- Mit welchen Positionen wird ins Feld gegangen? Welche Positionen werden zum Feld und im Feld eingenommen und wie sind beide aufeinander bezogen? Mit welchen Mitteln erfolgt die Selbstbeobachtung der Beobachtenden und wo liegen deren Grenzen?
- Wie werden Fremdes/Anderes und Unbekanntes identifiziert? Welche Identifikationsprozesse laufen im Vorfeld ab und wie werden sie reflektiert? Gehen Ethnograph_innen als mehr Wissende ins Feld?
Medien und Text:
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Mit welchen Mitteln wird dem Feld begegnet? Wie verändern der zunehmende Einsatz und die Nutzung elektronischer Medien das ethnographische Forschen?
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Inwiefern bewegt sich ethnographisches Schreiben (noch) auf unsicherem Terrain? Mit welchen Mitteln wird dieser Unsicherheit begegnet? Welcher Logik folgt das ethnographische Schreiben?
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Verdichtung und Nachvollziehbarkeit sowie Stilfragen: Was unterscheidet die Ethno-Graphie von der Historio- und Bio-Graphie?
Tagungsprogramm: https://www.uni-hildesheim.de/fb1/aktuelles-aus-dem-fachbereich-1/ethnographie-der-praxis-praxis-der-ethnographie/zeitplan/en-detail/
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