Vom 22. bis 25. Mai 2018 veranstaltet das Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg die 23. Suchttherapitage zum Schwerpunktthema „Suchtmittel zwischen Verbot und Freigabe – Chancen und Risiken für Prävention und Therapie„.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
weltweit werden zunehmend alternative Konzepte zur prohibitiven Drogenpolitik hauptsächlich bezogen auf Cannabis entwickelt und umgesetzt. Auch in Deutschland fordert eine wachsende Zahl von Kommunen, Ländern und Parteien, aber auch Strafrechtlern und Professionellen aus der Suchthilfe und -prävention entsprechende Modelle zur konsequenten Entkriminalisierung des Konsums und zur Regulation der Märkte. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass die aktuelle Prohibition in Bezug auf Cannabis und andere illegale Drogen auch Probleme für die Prävention und therapeutische Hilfsangebote schafft. So wirkt die Kriminalisierung der Konsumentinnen und Konsumenten vor allem für Jugendliche doppelmoralisch und untergräbt die Glaubwürdigkeit präventiver Botschaften. Sie behindert die offene Kommunikation über Konsumrisiken und dadurch die Aneignung risikoarmer Konsummuster sowie die Früherkennung und Frühintervention bei Suchtproblemen. Für die Konsumentinnen und Konsumenten ist sie mit Stigmatisierung, Ausgrenzung und Gesundheitsbelastungen durch fehlende Qualitätskontrolle im unregulierten Drogenmarkt verbunden. All dies überlagert und beeinträchtigt die Bearbeitung und Überwindung von Konsum- und Suchtproblemen, aber auch die weitgehende Verfügbarkeit von und die allgegenwärtige Werbung für Alkoholika, Tabakwaren und Glückspiel erschweren die Prävention von Konsumproblemen und die Bereitschaft zur rechtzeitigen Inanspruchnahme von Beratung und Therapie.
Drogenpolitische Modelle scheinen also darauf angewiesen zu sein, Risiken angemessen gegeneinander abzuwiegen, Jugendschutzmaßnahmen zu berücksichtigen, auf eine Kriminalisierung von Konsumentinnen und Konsumenten zu verzichteten und zugleich ausreichend Mittel für Früherkennung, Frühintervention, Beratung und Behandlung zur Verfügung zu stellen. Die aktuell vor allem auf Cannabis fokussierten Initiativen in Europa, Nord- und Südamerika könnten dabei auch die Chance zur Entwicklung adäquater Regulationskonzepte für andere Suchtmittel beinhalten. Die 23. Hamburger Suchttherapietage werden einen Rahmen dafür bieten, die Chancen und Risiken von zu wenig oder zu viel Marktregulation in Bezug auf die verschiedenen Suchtmittel für die Suchtprävention und Suchthilfe genauer zu beleuchten und zu diskutieren.
Wie immer werden darüber hinaus auch zahlreiche weitere Themen das Spektrum der Hamburger Suchttherapietage ausmachen. Sie sind ein jährlich wiederkehrendes Forum für die Fort- und Weiterbildung mit unterschiedlichen Veranstaltungsformen wie Vorlesungen, Seminaren, Kursen und Übungen. Dabei steht der Weiterbildungsaspekt, die Berufsgruppen übergreifende Qualifikation im Arbeitsfeld und die Entwicklung der eigenen Praxis im Vordergrund. Der Blick soll auch über die unmittelbare praktische Arbeit hinausgehen: Gesellschaftliche und kulturelle Rahmenbedingungen, theoretische Aspekte, integrierte Behandlungsansätze oder neue suchtpräventive Strategien stehen hierfür als Beispiel. Die Veranstaltungen werden von Angehörigen aller in der Suchtarbeit tätigen Berufsgruppen, wie Sozialarbeitern, Pädagogen, Ärzten, Psychologen und Pflegekräften durchgeführt. Dabei sind verschiedene wissenschaftliche Disziplinen die sich mit dem Thema Sucht befassen, wie Psychologie, somatische und psychiatrische Medizin, Pädagogik, Soziologie, Kriminologie und Gesundheitswissenschaften beteiligt.
Zu den 23. Suchttherapietagen möchten wir Sie herzlich nach Hamburg einladen – als Expertinnen und Experten oder interessierte und kritische Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Für die Veranstalter Ingo Schäfer, Hermann Schlömer, Peter Degkwitz
Schreibe einen Kommentar