Datenschützern sind digitale, soziale Netzwerke ein Dorn im Auge. Nicht nur, dass die auf diesen Plattformen preisgegebenen Daten möglicherweise in falsche Hände geraten können, auch die Dauerhaftigkeit mit der einmal online gestellte Daten verfügbar sind, wird kritisch beäugt.
Für letzteres Problem verspricht das Programm Web 2.0 Suicide Maschine Abhilfe. Das Script versteht sich auf die Löschung von Nutzerdaten der sozialen Plattformen Facebook, Myspace, Twitter oder LinkedIn. Nachdem die Benutzernamen und Passworte an die Suicide Machine übergeben wurden, kann dem vollautomatisch gesteuerten Ableben des digitalen Alter Egos in Echtzeit beigewohnt werden.
Diese Beihilfe zum digitalen Freitod alleine wäre kaum ein Posting wert, wenn Facebook jetzt nicht das Ableben seiner Nutzer unterbunden hätte. Seit Sonntag blockiert Facebook die IP-Adressen der Web 2.0 Suicide Machine. Auf der Webseite des Internetdienstes heißt es hierzu:
After more than 50.000 friends being unfriended and more than 500 forever „signed-out“ users, Facebook started to block our suicidemachine from their servers without any comment! We are currently looking in ways to circumvent this ungrounded restriction imposed on our service!
Gegenüber US-Medien gab ein Sprecher Facebooks an, es würden derzeit rechtliche Schritte gegen den Dienstleister Web 2.0 Suicide Machine geprüft, da dieser durch das Sammeln von Zugangsdaten und das Löschen von Inhalten gegen die Facebook-Nutzungsbestimmungen verstieße (siehe hier).
Angesichts von weltweit 350 Millionen Nutzern dürfte Facebook weniger über die Löschung von 500 Nutzeraccounts beunruhigt sein, als vielmehr über die symbolische Wirkung der Debatte um die datenschutzrechtliche Problematik.
web 2.0 suicide machine promotion from moddr_ on Vimeo.
Ein Kommentator des englischen IT-Fachmagazins The Register weist darauf hin, dass eine komplette Löschung der Nutzerdaten einzig durch Facebook selbst erfolgen kann. Wenn zudem seitens der Nutzer einer Indexierung der Profilseiten durch Suchmaschinen zugestimmt wurde, überdauern die Daten jedem noch so gründlichen Löschversuch.
Der größte Gewinner der gegenwärtigen Debatte über die Löschung von Nutzerdaten auf sozialen Plattformen ist zweifelsfrei der Rotterdamer Anbieter der digitalen Selbstmordmaschine. Nachdem US-amerikanische Medien über den anbahnenden Rechtsstreit berichtetet haben, war die Seite http://suicidemachine.org/ wegen Überlastung vorübergehend nicht zu erreichen.