Die Debatte um härtere Strafen für jugendliche Gewalttäter scheint neu entbrannt. In mehreren regionalen Tageszeitungen wurde in den Letzten Tagen der Kriminologe Rudolf Egg, der Leiter der Kriminologischen Zentrale in Wiesbaden, mit seiner, gegenüber dem Magazin Focus geäußerten Forderung, gegen jugendliche Schläger, die nur aus Spaß gewalttätig würden, härter vorzugehen, zitiert. Der Beitrag erschien als Reaktion auf die Prügelattacke dreier schweizer Jugendlicher auf einen münchener Geschäftsmann in der letzten Woche. Ebenfalls zu dieser Thematik äußerte sich Christian Pfeiffer, der Leiter des Kriminologischen Instituts Niedersachsens, heute in einem Radio-Interview. Während sich Rudolf Egg eindeutig dafür aussprach, dass „Exzesse scharf geahndet werden“, um damit einen Abschreckungseffekt bei potentiellen Tätern zu erzielen, führte Christian Pfeiffer in seinem Beitrag aus, dass das Risiko des Erwischtwerdens deutlich erhöht werden müsse, um solcherlei Gewalttaten zu verhindern. Sowohl der Ansatz Eggs, als auch der Pfeiffers stellt meiner Meinung nach eher eine Form des Herumdoktorns an einem Symptom dar, als eine sinnvolle kriminalpolitische Strategie. Klammern doch beide Ansätze die Frage nach den Ursachen der Gewaltbereitschaft Jugendlicher ganz und gar aus. Dies mag auch an einer verkürzten Wiedergabe der entsprechenden Medien liegen, dennoch entfalten Meldungen dieser Art in meinen Augen eine fragwürdige (Signal-)Wirkung. Zum einen bewirkt das regelmäßige Wiederaufleben der Debatte – auch gern zu Wahlkampfzeiten (siehe Landtagswahlkampf in Hessen 2008), möglicherweise einen Abstumpfungseffekt, desto mehr, je weniger nennenswerte Fortschritte in der Debatte zu verzeichnen sind. Zum anderen verstärken sie unter Umständen das Proklamieren vermeintlich einfacher Lösungen, die der Problematik aber wenig gerecht werden können. Weiterhin wird mit dieser Art der Berichterstattung der Fortsetzung der einseitigen Betrachtung des Problems Vorschub geleistet. Die Frage nach den Ursachen und den Opfern jugendlicher Gewalt wird ausgeblendet. In der öffentlichen Wahrnehmung kreist die Debatte weiter um die Frage nach dem vermeintlich angemessenen Strafmaß…
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